Wer glaubt, dass die Affinität zum Konsum von Drogen nur auf die menschliche Gesellschaft beschränkt ist, liegt falsch. Auch im Tierreich gibt es erstaunliche Beispiele von Tieren, die sich berauschen oder Rauschzustände erleben. Diese Entdeckungen werfen interessante Fragen auf und eröffnen neue Perspektiven auf das Verständnis tierischen Verhaltens.

Karibus auf Pilzen: Ein berauschendes Festmahl

In Sibirien wurden Karibus dabei beobachtet, wie sie gerne den halluzinogenen Fliegenpilz Amanita muscaria zu sich nehmen. Biologen haben die Auswirkungen dieses Pilzkonsums bei den Tieren dokumentiert: Die Karibus verhalten sich fast so, als wären sie betrunken. Sie rennen ziellos umher, geben merkwürdige Laute von sich und zucken mit den Köpfen. Diese Beobachtungen lassen vermuten, dass der Konsum von halluzinogenen Pilzen bei den Karibus eine Art Rauschzustand auslöst.

Wallabys und Mohnbauer in Tasmanien

Auf der australischen Insel Tasmanien haben Mohnbauern berichtet, dass Wallabys ihre Mohnfelder plündern und die Mohnpflanzen fressen. Nachdem die Wallabys die Mohnblumen gefressen haben, laufen sie im Kreis, bis sie ohnmächtig werden. Obwohl Wissenschaftler das Verhalten noch nicht bestätigen konnten, zeigen diese Beobachtungen, dass Tiere durchaus eine Vorliebe für bestimmte Pflanzen haben, die sie in einen Rauschzustand versetzen können.

Delfine und Toxine: Quallen und Kugelfische

Forscher haben beobachtet, dass Delfine, die in der Nähe von Quallen leben, manchmal die Tentakel dieser Meeresbewohner in ihrem Maul tragen. Es wird vermutet, dass die Quallen eine Art Toxin enthalten, das Delfinen ein leichtes Rauschgefühl verleiht – ähnlich wie LSD beim Menschen. Die Delfine lassen die Quallen nach einiger Zeit wieder fallen und tauchen dann erneut nach ihnen, als ob sie nach einem weiteren „Kick“ suchen würden. Dasselbe verhalten konnte auch mit Delfinen und Kugelfischen beobachtet werden.

Fruchtfliegen und ihre Vorliebe für Alkohol

Nicht nur größere Tiere, sondern auch winzige Fruchtfliegen können in einen Rauschzustand geraten. Forscher haben entdeckt, dass Fruchtfliegen eine Vorliebe für fermentierte Früchte haben, bei denen Alkohol entsteht. Wenn die Fliegen diese Früchte konsumieren, verhalten sie sich ähnlich wie betrunkene Tiere. Diese Beobachtung hat dazu beigetragen, das Verständnis von Drogensucht und deren Auswirkungen zu erweitern.

Die Vielfalt des tierischen Rauschs

Dies sind nur einige Beispiele von Tieren, die sich an verschiedenen Substanzen berauschen. Ob die Tiere eine bewusste Entscheidungsfähigkeit in Bezug auf den Konsum von psychoaktiven Substanzen haben oder instinktiv als Reaktion auf ihre Umwelt handeln, ist wissenschaftlich umstritten. 

Klar ist aber, dass das Phänomen des Rauschs nicht nur auf die menschliche Spezies beschränkt ist, sondern auch einen Teil der natürlichen Vielfalt in der Tierwelt darstellt.